Lange nach Pompeji

Immer noch erinnere ich der Stille,
die fassungslos zerstörend
mich unter sich begrub.
Ich erinnere dem Schmerz,
der von jedem Atemzug
eine Entscheidung erzwang.

Nach vielen Kreuzen im Kalender
taumelte ich aus der Nacht in den Tag,
nahm beginnende Schatten wahr,
das Licht, das sich weitete,
die Farben, die sich mehrten,
und Stärke, die aus meinem Herzen drang.

Mit sanfter Zerbrechlichkeit legte sich
diese zarte Kraft aus meinem Inneren
in die Perlmutttropfen meines Herzens,
schürte Gedanken und Willen ohne dich zu sein,
wie eine Pflanze, die früher oder später,
nach Wasser giert.

Das Gefühl für dich tanzt sich immer wieder
in Reigen durch mein Leben,
fern, ferner, nah.
Doch ohne dich ich bin mehr und mehr
Komponist der Töne,
denen ich mich hingebe.

Lange nach Pompeji begreife ich dankbar
im Alltäglichem die Kostbarkeit,
in jedem meiner Lächeln,
die tiefe Sehnsucht nach Leben
und im Zeit nehmen für andere
das Fundament tiefergehender Begegnungen.

Coline Weber, 2017